Sonderrezension über die
Pumuckl-Radiohörspielfassungen
des Bayerischen Rundfunks
von 1965-1971

Hörspiel-Serie von Ellis Kaut
Regie: Jan Alverdes

Hallo Leute,

heute erzähle ich euch was von einem ganz besonderen Hörspielschmanckerl! Speziell für Pumucklfans.
Dank meiner Kontakte nach Bayern bin ich wirklich zu der Ehre gekommen, zwei von einem dortigen Hörspielfan erstellte MP3-CDS mit 40 Folgen der BR-Pumucklhörspiele nach Klagenfurt geschickt zu bekommen.
Ich habe lange überlegt, ob ich diese Hörspiele bei Rezensionen über einzelne Folgen mitbewerten, oder sie in einer ausführlichen Rezension kommentieren soll.
Ich habe mich für das Zweite entschieden, weil es diese Hörspiele ja nie zu kaufen gab, und es vor allem für Pumucklfreunde außerhalb Bayerns sicher viel hilfreicher ist, eine gesamte Rezension über die ihnen wahrscheinlich bisher unbekannten Ersthörspiele zu lesen.

Positives: Die Hörspiele haben alle einen sehr schönen warmen Klang. Dieser dürfte daher stammen, dass sie wahrscheinlich noch mit Röhrengeräten aufgezeichnet wurden. Zu meiner persönlichen Überraschung stellte ich fest, dass einige dieser Hörspiele um einiges länger sind, als jene, welche es später auf Platte zu kaufen gab. Dies gilt vor allem für die erste Auflage. Bei der Aufnahme mit Bayrhammer wurden die meisten Hörspiele wieder etwas verlängert, sind aber zum Teil immer noch nicht ganz so lang wie die Erstversionen. Vor allem die Erzählertexte von Riehl sind deutlich verkürzt worden. Für mich nicht ganz verständlich. Die hätte man aus meiner Sicht, so wie sie waren, reinschneiden können. Kurioser Weise gibt es von einigen Folgen zwar eine BR-Aufnahme mit Pongratz, aber leider keine Plattenversion mit ihm, da er ja leider überraschend 1977 verstarb. (Beispiel Pumuckl und die Schlagsahne). Bei den BR-Aufnahmen spricht Pongratz zeitweise in einem urigen Bayrisch, welches man heute wohl selbst in München nur noch selten hören wird. Für einen "Auswertigen" ist es ganz schön gewöhnungsbedürftig.

Negativ: Die Stimme von Pumuckl ist mir in den BR-Aufnahmen viel zu tief! Es sei jedoch erwähnt, dass Pumuckls Stimme von Auflage zu Auflage immer höher wurde. Da ich mit den Bayrhammer-Hörspielen aufgewachsen bin und den Namen Pongratz bis vor einem Jahr gar nicht richtig kannte, ist dies für mich etwas ungewohnt. Ich könnte mir jedoch durchaus vorstellen, dass einigen älteren Liebhabern Pumuckls Stimme bei den Aufnahmen mit Gustl zu hoch ist. Wer Pongratz als Eder in den Hörspielen der ersten Auflage zu liebevoll findet, der möge bitte von den BR-Hörspielen die Finger lassen. Darin ist er nämlich noch ein bißchen liebevoller.
Nun mein Hauptproblem mit den Orginalfolgen: Mit Ausnahme der Hauptdarsteller lässt die schauspielerische Qualität der zu hörenden Schauspieler meiner Meinung nach sehr zu wünschen übrig. Bei manchen Rollen habe ich sehr stark den Verdacht, dass der Darsteller einer anderen Rolle einfach seine Stimme verstellt hat. Außerdem sind mir die Darsteller zum Großteil zu wenig eindrucksvoll. Dies wurde jedoch bereits bei der ersten Auflage enorm verbessert.

Zusatzbemerkungen: Zwischen Eder und seinen Kunden herrscht bei den BR-Hörspielen eine lockere und entspannte Atmosphäre. Diese ging bei der ersten Auflage leider ein bißchen verloren, und ich hatte den Eindruck, das Klima zwischen Eder und seinen Kunden wäre ein bißchen steif. Bayrhammer hat jedoch in der zweiten Auflage wieder die Lockerheit zurückbringen können. Einige Textstellen wurden bei der ersten Auflage etwas verändert und bei der zweiten Auflage wieder nach den orginalen BR-Manuskripten verlesen. Allerdings hätte man sich dabei manchmal schon die Mühe machen können, diese Sätze der Zeit anzupassen. (Ich denke hier beispielsweise daran, das Bayrhammer in der Geschichte "Der große Krach" bei der Aufnahme 1982 sagte: "I hätt a liaba a Musiktruhn, ols wia mein olts Radio").
Mit Sicherheit hatte kein Mensch mehr 1982 eine Musiktruhe. Einige Hörspiele der zweiten Auflage sind Kombinationen aus BR-Version und erster Auflage. (Beispiel "Pumuckl will Schreiner werden). Dies hat die Qualität der Hörspiele jedoch nicht unbedingt immer verbessert. Aus meiner Sicht wäre es für die Plattenaufnahmen ohnehin am gescheitesten gewesen, einfach mit den besseren Schauspielern, welche ja ohnehin geholt wurden, die Hörspiele ganz nach den orginalen BR-Manuskripten aufzuzeichnen.

Fazit: Die orginalen Hörspiele des BR sind ein wertvolles Sammlerstück, welches jeder Pumucklfan, wenn irgendwie möglich, in seine Sammlung aufnehmen sollte. Da sie jedoch hauptsächlich für bayerische Hörer konzeptiert waren, und der BR natürlich nicht über genügend hochprofessionelle Schauspieler verfügte, kommen sie aus meiner Sicht qualitativ nicht ganz an spätere Aufnahmen heran. Ich persönlich bin stolz darauf 40 Orinalfolgen in meiner Sammlung zu haben. Hätte ich jedoch die Wahl zwischen vier weiteren Folgen der ersten Auflage mit Alfred Pongratz oder vier Folgen der BR-Hörspiele, würde ich wohl ersteres nehmen.

Ein herzliches Dankeschpön an meine guten Bekannten aus Bayern, für die Kopie der 40 BR-Folgen und 16 Folgen der ersten Auflage.

Daniel

Zurück zu den Hörspielrezensionen

[Home][Hörspiel-News][Hörspiel-Events][Hörspielhelden][Hörspielsammlung][Hörspiel-Links][Interaktiv]