Die Schlümpfe -
klassische Hörspiele

Wer kennt sie nicht, die kleinen blauen Zwerge mit ihrer seltsamen Sprache?

Erstmals traten die Schlümpfe 1958 als Nebenfiguren in einem Abenteuer der Comic-Serie "Johann und Pfiffikus" auf; schon ein Jahr später bekamen sie ihre eigene Comic-Serie -- und der Erfolg war enorm!

Spätestens mit dem legendären "Lied der Schlümpfe" (1978) und der Zeichentrickserie (ab 1981) kannte jedermann die kleinen Zipfelmützenträger. Wie in den 80er Jahren üblich, wurden die Abenteuer der Schlümpfe auch sofort als Hörspiele vermarktet. Dabei wurden allerdings -- wie ach so oft -- lediglich die Tonspuren der TV-Serie um einen Erzähler ergänzt. Meines Wissens gibt es diese Hörspiele auch noch heute zu kaufen.

Was heutzutage allerdings nur die Wenigsten wissen: Bereits in den 70er Jahren gab es Schlumpf-Hörspiele! Und die unterscheiden sich von den "moderneren" Hörspielen sehr stark! Wieviele Hörspiele es jedoch exakt gab, läßt sich nur schwer ermitteln, da sie von verschiedenen Plattenfirmen produziert und vertrieben wurden.

Vom legendären Hörspiel-Label "Peggy"
gab es insgesamt drei Hörspiele:

1) Der kleine Schlumpf reißt aus (1974)

2) Der kleine Schlumpf und die Zaubertrompete (1974)

   (Comic-Titel: "Schlumpfonie in C-Dur")

3) Der kleine Schlumpf wird schwarz (1976)

   (Comic-Titel: "Der Schwarzschlumpf")

Von RCA scheint es zwei weitere gegeben zu haben:

1) Wie der Astro-Schlumpf auf den Mond flog

2) Wie die Schlümpfe ihr erstes Haus bauten

Und schließlich von Fontana:

1) Hilfe, die Schlümpfe kommen! (1978)

Über die Hörspiele von RCA liegen mir kaum Informationen vor, deswegen möchte ich sie im Folgenden außen vor lassen (bei Ebay findet man diese Hörspiele nur sehr selten, und dann zu völlig überzogenen Preisen).

Hört man sich die Hörspiele von Peggy an, so stolpert man zunächst einmal über die Stimmen der Schlümpfe: Ist man durch das "Lied der Schlümpfe" und die Zeichentrickserie doch gewohnt, daß die Schlumpf-Stimmen hoch und piepsig klingen, sprechen sie hier noch mit ganz gewöhnlichen und teils sehr tiefen Stimmen. Auch gibt es noch keinen "Papa Schlumpf", denn dieser heißt -- wie auch in den ersten Comics -- "Großer Schlumpf".

Die Geschichten selbst sind dem geneigten Comicleser nicht unbekannt, sind sie doch in den frühen Alben der blauen Zwerge zu finden. Teilweise wurden sie später auch verfilmt.

In "Der kleine Schlumpf reißt aus" möchte der kleine Schlumpf auf eine Reise gehen. Zur Sicherheit bekommt er vom Großen Schlumpf eine Pfeife, die ihm ins Dorf zurückkommen läßt, für den Fall, daß er in Not gerate. Das Unheil -- in Form des Zauberers Gargamel -- läßt auch nicht lange auf sich warten.

In "Der kleine Schlumpf und die Zaubertrompete" bekommt der talentlose kleine Schlumpf von Gargamel -- verkleidet als gute Fee -- eine Zaubertrompete geschenkt. Als er diese spielt, fallen jedoch alle Schlümpfe in einen tiefen Schlaf.

In "Der kleine Schlumpf wird schwarz" wird der kleine Schlumpf von einer Mücke gestochen. Darauf verfärbt er sich schwarz, wird böse und beißt andere Schlümpfe, die dann ebenfalls schwarz werden. Der Große Schlumpf arbeitet fieberhaft an einem Gegenmittel.

Stilistisch sind sich die drei Peggy-Hörspiele sehr ähnlich, und auch die Besetzung variiert nur minimal. Besonders hervor stechen Neidhard Nordmann als Meckerschlumpf und der legendäre Franz-Josef Steffens als böser Gargamel. Effekte und Musik werden sehr behutsam eingesetzt, wodurch teilweise Längen entstehen, teilweise aber auch Spannung erzeugt wird (gerade auf knisterndem Vinyl!)

Richtig störend wirkt meiner Meinung an den Peggy-Hörspielen nur, daß der kleine Schlumpf viel zu oft übertrieben weinerlich herumschluchzt.

"Hilfe, die Schlümpfe kommen!" nimmt wohl eine Sonderstellung unter allen Schlumpf-Hörspielen ein: Es erzählt die Geschichte, wie die Zwerge mit dem "Lied der Schlümpfe" die Charts, die damals noch "Hitparade" hießen, eroberten. In diesem Zusammenhang wird auch das Rätsel der Schlumpf-Stimmen erklärt: Als die Schlümpfe in den ersten Szenen unter sich sind, sprechen sie wie in den Peggy-Hörspielen mit normalen, tiefen Stimmen. Sobald aber die Menschen, in Form des Schallplattenproduzenten Frank Brüggemann und der Sängerin "Rosine", dazukommen, klingen die Schlümpfe mit einem Mal so, wie man es heutzutage von ihnen gewohnt ist. Denn, "so wie die Schlümpfe für uns komisch klingen, genauso komisch klingen wir für sie! Wahrscheinlich ganz tief!"

Für ein Hörspiel ist es durchaus ungewöhnlich, wenn die Stimmen der Hauptdarsteller mit einem Mal so drastisch wechseln. Allerdings wird dadurch die Brücke zu den "modernen" Stimmen geschlagen. Ebenso ungewöhnlich mag es erscheinen, wenn der Erzähler knapp 15 Minuten lang nur als solcher in Erscheinung tritt, sich aber dann urplötzlich als Akteur in der Geschichte enttarnt (er ist der Produzent).

Herausragend an "Hilfe, die Schlümpfe kommen!" ist sicherlich die Besetzung: Als Schlümpfe konnte fast die komplette alte Peggy-Besetzung gewonnen werden. Wieder einmal herausragend: der Meckerschlumpf!

Als der kleine Schlumpf verkündet, daß ihn der Produzent für eine Solo-Aufnahme verpflichten will, machen sich alle anderen Schlümpfe über ihn lustig. Der Meckerschlumpf erinnert dabei daran, wie der kleine Schlumpf einst Gitarre, Triangel und Trommel spielen wollte -- eine grandiose Anspielung auf das frühere Hörspiel "Der kleine Schlumpf und die Zaubertrompete"!

Für absolut genial halte ich die schnellen Szenen, in denen sich die Schlümpfe immer wiederholen und gegenseitig ins Wort fallen:

Schlumpf 1: "Herr Brüggemann, was ist das hier?"
Schlumpf 2: "Herr Brüggemann, was ist das hier?"
Schlumpf 3: "Was ist das hier?"
Schlumpf 4: "Was ist das hier?"
Schlumpf 5: "Was ist das hier?"
Schlumpf 6: "Was ist das hier?"

Oder:

Schlumpf 1: "Was ist das da, Herr Brüggemann?"
Brüggemman: "Hochhäuser. Wir kommen in die Stadt!"
Schlumpf 1: "Was sind das, Hochhäuser, Rosine?"
Rosine: "Hochhäuser sind Häuser..."

Schlumpf 2: "Oh, was ist das da, Herr Brüggemann?"
Brüggemman: "Eine Straßenbahn."
Schlumpf 2: "Was ist das, eine Straßenbahn, Rosine?"
Rosine: "Eine Straßenbahn ist eine Bahn, die..."

Schlumpf 3: "Was ist das da, Herr Brüggemann?"
Brüggemman: "Eine Kirche."
Schlumpf 3: "Was ist das, eine Kirche, Rosine?"
Rosine: "Eine Kirche ist ein Geb..."

Schlumpf 4: "Was ist das da, Herr Brüggemann?"
Brüggemman: "Ein Polizeiauto."
Schlumpf 4: "Was ist das, ein Polizeiauto, Rosine?"
Rosine: "Eine Polizeiauto ist ein Auto..."

Schlumpf 5: "Und was ist das da, Herr Brüggemann?"
Brüggemman: "Das ist euer Hotel."
Schlumpf 5: "Was ist das, ein Hotel, Rosine?"
Rosine: "Ein Hotel ist ein Haus, in dem man Zimmer mieten kann, wenn man in die Stadt zu Besuch kommt."

Gegen Ende des Hörspiels nimmt die Qualität leider etwas ab: So werden häufig Ausschnitte aus dem "Lied der Schlümpfe" eingespielt. Hier hat man teilweise den Eindruck, als hätten die Produzenten des Hörspiels Zeit schinden wollen.

Insgesamt sind die "klassischen" Schlumpf-Hörspiele zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings können sie dann auf ganzer Linie schlumpfen, pardon, überzeugen. Somit sind sie ein wertvolles Stück Schlumpf-Geschichte.

Florian


  
 

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