+ HEIDI: Mythos - Marke - Medienstar. Austellung im Alpinen Museum München +

 

München, 03.07.2003 Sie ist so etwas wie der weibliche Superstar der Kinderbücher, und das seit über 120 Jahren: Heidi, das Waisenmädchen aus den Schweizer Bergen, zählt ohne Zweifel zu den weltweit bekanntesten literarischen Figuren.

 

Die auf dem Hirzel als Johanna Heusser geborene Schriftstellerin schafft es, die Leser mit ihrer Heidi-Figur derart zu begeistern, daß allein bis zum Tod der Autorin im Jahr 1901 die 19. Auflage des ersten sowie die 15. Auflage des zweiten Bandes erscheint. Seitdem ist der Heidi-Boom ungebrochen, und der Inhalt erlebt, was später auch in anderen Medien zu beobachten ist: eine räumlich und stofflich enorme Ausdehnung. Mit Übersetzungen in mehr als 50 Sprachen, einer geschätzten Gesamtauflage von über 50 Millionen Exemplaren, unzähligen Bühnenversionen und Filmen, Musicals, einer Oper, Comics und Fernsehserien einer japanischen Trickfilmreihe der siebziger Jahre verdient Heidi dann auch zu Recht den Titel "multimedialer Star".

                  

Doch Heidi ist noch mehr. Seit 2000 sind alleine in der Schweiz vier Buchausgaben neu erschienen oder wieder aufgelegt worden, die touristische Nutzung wurde massiv intensiviert, u.a. mit der Schaffung der Ferienregion Heidiland, im letzten Jahr lief der neueste Heidi-Film in den Kinos und die japanische Zeichentrickserie ist auf Kika und anderen TV-Sendern regelmäßig zu sehen. Sogar der weltweit bekannteste Fast Food-Konzern macht Werbung mit dem Schweizer Import. Kurz und gut: Im Zeichen des 21. Jahrhunderts, dem Zeitalter der Spaßgesellschaft und des Livestyles, ist selbst das Waisenmädchen zu einer wertvollen Marke, zu einer "Ikone der Moderne" (Leimgruber) geworden.

             

Heidis Vielfalt und ihr Facettenreichtum spiegeln sich auch in der Ausstellung wieder, die nicht zuletzt zum Nachdenken über unser Alpenbild und seine Entstehung anregen möchte. "Interaktiv" lautet das Stichwort und bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie die Möglichkeit, Heidis Welt selbst zu entdecken. Neben den Überresten des allerersten, bislang unbekannten Heidi-Films, der 1921 als kolorierter Stummfilm in Hollywood gedreht und nun aus dem Filmarchiv in Los Angeles hierher geholt wurde, können die Besucher nicht nur Heidis Schubladen und Koffer öffnen, sondern sogar in ihr Heubett oder eine begehbare Schneekugel steigen. Für Literatur- und Medieninteressierte werden verschiedenste Buchausgaben und multimediale Begleitprodukte des Bestsellers präsentiert. Umrahmt wird die Ausstellung von zahlreichen Vorträgen, Führungen, Bastelnachmittagen für Kinder sowie einer Filmreihe. 

Ob "verschmust-kokettes Mädchen" amerikanischer Verfilmungen oder populärer Ausdruck der die kindliche Freiheit idealisierenden Cuteness-Kultur* - die "Heidi-Versionen sind unzählig" und, so Prof. Dr. Walter Leimgruber bei seiner Eröffnungs-Ansprache, "jede Zeit und jede Kultur findet ihre eigenen Interpretationen." Grund genug für Leimgruber und die Studenten des Volkskundlichen Seminars der Universität Zürich, dem breiten Phänomen Heidi nachzugehen. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die weniger eine eigene Interpretation, als vielmehr die mediale Vielfalt der Erfolgsgeschichte darstellen will und die noch bis einschließlich 28. September im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins (DAV), München, zu sehen ist.
"Städtewachstum", "Verunsicherung", "Orientierungslosigkeit", das sind nur einige Schlagworte, die charakteristisch für die zunehmend industrialisierte und urbanisierte Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind. In einer Ära, in der die Sehnsucht des Menschen nach Natur und Ursprünglichkeit wächst, erscheint 1879 im Verlag Friedrich Andreas Perthes in Gotha Heidis Lehr- und Wanderjahre

Das Buch wird ein großer Erfolg. 1880 druckt der Verlag eine zweite Auflage von 5000 Exemplaren, nur ein Jahr darauf folgt die dritte, ergänzt von Wilhelm Pfeiffer. Auf Drängen vieler begeisterter Leser und Leserinnen, für die Heidi die verlorengegangene Orientierung dessen darstellt, was in Wirklichkeit immer mehr auseinander klafft, folgt 1881 der Folgeband Heidi kann brauchen, was es gelernt hat. Erst jetzt setzt auch die geistige Schöpferin dieser Geschichten ihren Namen auf den Buchtitel: Johanna Spyri.



P.S.: Wußtet Ihr z.B., daß Heidi im Schweizerischen <<Big Brother>>-Container war?

* Cute, jap. kawaii, bedeutet niedlich, süß, ist auch mit kindlichen Freiheiten konnotiert.

 Petra

 

 
 

 

Adresse:
Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins
Praterinsel 5
80538 München
 

Informationen und Anmeldungen:
Tel.: 089 / 21 12 24-0
Fax: 089 / 21 12 24-40
e-mail:
alpines_museum@alpenverein.de

www.alpines-museum.de

Öffnungszeiten:
Dienstags bis Freitags 13-18 Uhr
Samstags und Sonntags 11-18 Uhr
Führungen und die Angebote für Kinder nach Vereinbarung auch vormittags möglich

Eintrittspreise:
Erwachsene: 3,50 Euro
Ermäßigt: 2,50 Euro
DAV-Mitglieder: 2,00 Euro
Kinder bis 14 Jahre: 1,00 Euro
Kinder unter sechs Jahren frei
 

 
 

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